Hallo miteinander!
Ich lagere meine Antwort auf den interessanten Beitrag von Stitch mal aus, da er zu sehr ins Offtopic abgleitet. Für die Entwickler von Horrorgames (und andere Interessenten) hier mal die Sicht eines Menschen, der Horror ganz anders wahrnimmt als der Durchschnitt, und der eine ganz bestimmte Art von Horror liebt und alle anderen nicht.
das ist eine ziemliche Gratwanderung, was Gore- und Splatter-Anteile betreffen. Seh ich ebenfalls so, dass es dann auch zu sehr in die Action-Horror-Schiene abdriftet, was dann definitiv wieder ne ganz andere Wirkung erzielt. Ich nehm zwar in einigen Aspekten Resident Evil auch als Vorbild bzw Inspiration, aber nicht, was den Horror betrifft. Das ist dann schon mehr in Richtung schleichend psychologischer Grusel ausgerichtet. Ich hoffe natürlich, dass die Splatter-Darstellugen in LoneLy nicht Überhand gewinnen. Also da werd ich auch sparsam mit umgehen ^ ^ Oh ja, The Thing und Alien sind ein sehr gutes Beispiel. Auch Hellraiser hat einen ganz guten Bodyhorror.
Ich bin der wahrscheinlich einzige Mensch der Welt, der die oft als Referenz genannten Filme Alien und Hellraiser schon als Jugendlicher (ohne jegliche Abstumpfung durch eventuellen Massenkonsum, den gab es bei mir nie) vollkommen langweilig fand. Ich empfand sie nicht mal als spannend, geschweige denn als unheimlich. Das gilt für praktisch jeden Horrorfilm, an dem ich irgendwann man versuchte, mich zu gruseln. Im Fall von Silent Hill ist nur hängen geblieben, dass Pyramid Head sexy ist und der Skorpionmann lustig und ich so einen auch gern im Keller rumkriechen hätte.
Erst sehr spät habe ich anhand von Büchern und Games erfahren, dass ich mich tatsächlich auch auf höchst angenehme Weise gruseln kann. Wie gesagt, ich bin nicht abgestumpft, sondern konsumiere sehr selten (auch Games) und sehr dosiert, daran liegt es definitiv nicht.
Neulich habe ich zum Beispiel SCORN gespielt und war schwer entzückt. Seither grüble ich darüber, wie viele Protagonisten ich eigentlich gespielt habe und ob mein Widersacher es am rätselhaften Ende vielleicht gut mit mir meinte. Das Unverständnis, was viele während des Spielens empfanden, empfand ich nicht. Für mich war das Setting und die Frage nach dem "Warum" des Ganzen stets sonnenklar. Environmental Storytelling at it's best.
Was funktioniert für mich:
- tiefe, ernsthafte Auseinandersetzung mit der Psyche (Psychological Horror)
- ruhige, melancholische Atmosphäre (Meditatives Versinken in der fremden Welt)
- interessantes Setting, das zum Erkunden einlädt (Environmental Storytelling)
- gruselige Details, die ich mir in aller Ruhe und ohne Zeitdruck ausführlich anschauen kann (Immersion)
- Action und Schockmomente nur sehr dosiert oder gar nicht vorhanden, denn sie reißen mich aus der meditativen Versunkenheit
- Interessante Geschichte, die ich ergründen will
- sympathischer Protagonist, schließlich muss ich ihn verkörpern
- interessante Monster mit metaphorischer Bedeutung oder tragischer Hintergrundgeschichte. Der Punkt "Monsterdesign" ist imo nicht zu unterschätzen.
- "Eklige" Monsterromanzen, da tragisch und nachdenklich stimmend
Was funktioniert für mich nicht:
- Klischeehafte Auseinandersetzung mit der Psyche (Halluzinationen = in Wahrheit übersinnliche Wahrnehmung etc.)
- Wenn man nie das Monster zu sehen bekommt, sondern nur Teile davon
- wackelige Kamera und hektische Schnitte, so dass ich keine Details sehen kann
- Menschen, die so unsympathisch sind, dass ich ihr Ableben herbeisehne
- Monster, die für mich uninteressant sind
- zu wenige Monster, zu selten vorkommend, genereller Monstermangel
- schnöde Menschenromanzen, welche die angenehme Gruselstimmung verderben