Sooo hier nun mein Eindruck als Tester.
Ich schreibe aus Sicht einer Person, die normalerweise um kampflastige Spiele einen Bogen macht und entsprechend wenig Erfahrung damit hat. Aber auch einer Person, die tiefes Worldbuilding und atmosphärische Maps zu schätzen weiß. Trotz der Ankündigung zahlreicher Kämpfe habe ich mich als Tester beworben, da mir letztere beide Elemente vielversprechend erschienen. Die poetischen Begriffe und die eigenen Zeichnungen haben viel dazu beigetragen.
Die Aufmachung des Menüs erweckt einen professionellen Eindruck.
Zu Beginn des Spiel setzt sich dieser Eindruck fort. Das liegt zum einen am detailverliebten, stimmungsvollen Mapping, aber auch an dem Menü, in dem neben allen notwendigen Erklärungen und ersten Einblicken in die Geschichte der Figuren (Traumtagebuch) sogar eine Anleitung für RPG-Maker-Noobs zu finden ist, was mir gut gefällt. Das Menü zu durchstöbern, hat mir Spaß gemacht.
Der Ladebildschirm mit den Spieltipps ist neckisch, so etwas mag ich immer gern.
Weil gefragt wurde: Die erste Karte war mir nicht zu dunkel. Allerdings habe ich eine relativ helle Monitoreinstellung.
Im ersten Kampf gegen das Algenvolk habe ich als Kampf-Noob nicht herausgefunden, wie ich die Gabel ausrüsten kann. Trotz hektischen Probierens war ich dafür zu blöd. Hier würde eine Erklärung helfen, wenn das Spiel sich auch an Einsteiger in dieses Genre richten soll. Ein erfahrenerer Spieler hätte dieses Problem vermutlich nicht. Das Konzept des Algenvolks gefiel mir, ich fand die Burschen drollig und hoffe, wir erfahren in Zukunft noch etwas mehr über sie.
Nach dem Kampf waren meine heilenden Items allesamt aufgebraucht. Ich habe erst ganz am Ende herausgefunden, das Ian auch heilen kann. Aus irgendeinem Grund habe ich mich auf Heilitems konzentriert und diese Möglichkeit völlig übersehen. Ein Fall von noobiger Blödheit, auf die man Rücksicht nehmen kann, aber nicht muss.
Die folgenden Spoiler sollte niemand lesen, der das Spiel selbst erleben möchte:
Bei der Frage, ob ich noch im Feengarten verweilen wolle, entschied ich mich dagegen, da es verboten war und ich keinen Ärger wollte. Ich bin ein lieber Spieler. Das war eine Entscheidung, dir mir einen Nachteil einbrachte.
Nachdem die Pflanze in der Mühle mich anschließend dreimal haushoch besiegte, lud ich den Spielstand vor der Mühle noch einmal und änderte meine Entscheidung, um zu sehen, ob sich Heilkräuter im Garten finden lassen. Dort fand ich in der Tat das Eine oder Andere sowie eine Waffe, so dass ich – sehr knapp – den Kampf beim vierten Versuch gewann.
Julyon hat im Kampf Spaß gemacht, auch wenn ich nicht den Sinn der Schattenmagie begriff. Ich kann mir vorstellen, dass nicht jeder das Fremdwort Riposte kennt. Ich kenne es auch nur, da ich in einem Fantasy-Forenrollenspiel aktiv bin.
Bei der Frage nach dem Artefakt, das Julyon für sich beanspruchte, antwortete ich, er solle es vergessen, da ich kaum noch LP hatte und nett sein wollte. Auch mit dieser Entscheidung hüpfte ich in ein Fettnäpfchen.
Der Kampf gegen den Wurm war völlig in Ordnung vom Schwierigkeitsgrad her.
Beim Kampf gegen das Tränende Herz war ich zunächst etwas frustriert, da die Gegner andauernd reanimiert wurden, während ich mein einziges Heilitem, das Pflaster, schon am Anfang verbrauchen musste. Nach wie vor hatte ich nicht herausgefunden, dass Ian heilen kann.
Ich kämpfte 10 Minuten vergeblich um das Überleben der Gruppe. Beim zweiten Versuch, als ich alle Angriffe auf die große Pflanze konzentrierte, damit sie ihre Verbündeten nicht wiederbelebt, habe ich sehr knapp gewonnen. Die Aura des Bodyguards hat mir hier den Hintern gerettet, da die Pflanze so jedes Mal in die Falle von Julyon rannte.
Dass man Fähigkeiten auf diese Weise kombinieren kann, gefällt mir sehr gut. Hier gab es einen regelrechten Aha-Effekt!
Nun wechselte das Szenario.
Küssen des Dieners: Habe mich dafür entschieden, da der Typ mir zunächst sympathisch war. Das hat sich geändert, als er meine Befehle nicht befolgte. X) Scheinbar nimmt er seine Herrin trotz des unterwürfigen Gebarens überhaupt nicht ernst. Interessant. Mal sehen, was sich daraus noch entwickelt.
Zum nun folgenden Teil der Story und ihrer Umsetzung habe ich einige Anmerkungen:
Das Thema Totgeburt sollte in der Spielvorstellung meines Erachtens unter Triggerwarnung gestellt werden. Es gibt nicht viele Dinge, die noch schrecklicher sind, als der Tod eines Kindes. Darüber möchte man nicht aus Versehen in einem märchenhaften Fantasyspiel stolpern, wenn man persönlich betroffen ist, insbesondere, wenn im Spiel darüber auch noch Witze gemacht werden. Hier rate ich, das Thema mit dem nötigen Ernst anzugehen und die flapsigen Sprüche in dieser Passage zu streichen. Es ist schade, wenn die Erfahrung des ansonsten zauerhaften Spiels an dieser Stelle jäh in tausend Scherben bricht und ein Spieler, der sich von seinem Alltag ablenken wollte, in plötzlich sehr realer Trauer zurückbleibt, weil er darauf nicht vobereitet war. In dem Fall war das ich. Aber auch dafür sind Tester da.
Ich kann mir für Lunee und ihren Diener, die anscheinend einen hohen sozialen Status genießen, eine erhabene Sprache gut vorstellen, um der allgemeinen Stimmung der Feindseligkeit, die ihnen entgegenschlägt, ein besonderes Gewicht zu geben. Der Stimmung während der Belagerung des Anwesens würde das sicher zugutekommen.
Der erste Kampf von Lunee war sehr schön animiert.
Der Creditbildschirm ist schlussendlich sehr schön mit einer liebenswerten Schlussnote. <3
Kämpfe:
Insgesamt spricht aber für den Schwierigkeitsgrad, dass ich trotz der Hürden, die man so als Noob erlebt (Gabel nicht gefunden, Heilfähigkeit übersehen ...) am Ende ohne übermäßigen Frust durchgekommen bin, auch wenn es schwer war. Leider verstehe ich noch nicht alle Fähigkeiten, trotz Lesen der Beschreibungen und trotz Ausprobieren. Vielleicht wäre da noch mehr taktische Finesse möglich, die ich einfach nicht erkenne. Als Kampf-Noob fände ich es großartig, wenn die Fähigkeiten der Kämpfer langsamer und mit etwas mehr Erklärungen eingeführt werden würden, wie es am Anfang begonnen wurde. Das fand ich sehr gut und hätte eine Fortsetzung in dieser Richtung toll gefunden. Aber, wie gesagt, ich bin auch ein extremer Noob in der Hinsicht.
Musik:
Die Musikauswahl war stimmig, die Auswahl gefiel mir. Insbesondere die Musik auf der Gartenkarte ist mir im Gedächtnis geblieben.
Spielzeit:
Die Spielzeit betrug bei mir etwa 1h 20 min, wobei ich zwischendurch noch was zu futtern und zu trinken holte und generell gemütlich spielte.
Fehler:
Bugs oder Begehbarkeitsfehler habe ich keine gefunden. Rechtschreibfehler etwa drei.
Schlusswort:
Insgesamt hat die Demo einen runden Eindruck gemacht. Das Mapping war stimmungsvoll, der Kontrast zwischen Licht und Dunkelheit gut umgesetzt. An den Beschreibungen der einzelnen Pflanzen hatte ich meine besondere Freude. Ians Rolle als Wurzelhexe hat mir sehr gefallen, das Konzept trägt gut und zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Da ist es fast schade, dass wir zwischen den Kämpfen so wenig davon zu lesen bekamen. Ian als ehrgeizige Pflanzennärrin war die Person, die mir am besten gefiel. Die Dialoge fand ich unterhaltsam und die Geschichte interessant genug, um am Ball zu bleiben. Ich bin gespannt, wie sie weitergeht. Mit Ausnahme meines Hinweises bezüglich der ernsten Thematik im letzten Teil gibt es wenig, das nicht bereits stimmig wirkt. Weiter so!
Wie immer gilt: Nehmt euch, was ihr davon gebrauchen könnt, und ignoriert den Rest.
Danke, dass ich "The Mask Behind The Dream" testen durfte, es hat mir viel Spaß gemacht.