Irgendwie habe ich jetzt meinen Beitrag gelöscht, weil ich fehlerhafterweise davon ausgegangen bin, in den anderen Thread gepostet zu haben. Sorry.
In meinem Spiel gibt es 3 queere Charaktere. Da mach ich auch kein großes Theater drum, vor allem, da es ingesamt 40 wichtige Charaktere in einer recht komplexen Geschichte sind. Sie sind mal mehr, mal weniger wichtig. Sie haben Wünsche, Träume, Hoffnungen und manchmal auch sehr düstere Seiten an sich. Wie alle Charaktere. Sie sind gleichermaßen sympathisch, wie unsympathisch, machen Fehler, jagen ihren Träumen nach und sind Teil einer komplexen, widersprüchlichen Gesellschaft. Ihre Geschichten mögen sicher von ihrer Sexualität gefärbt sein, aber das war es auch schon. Es ist ein kleiner Aspekt von vielen. Ein Charakter ist beispielsweise bisexuell, daneben allerdings auch unreif, verspielt, machtgeil, zweifelnd und manchmal auch mitfühlend. Da die queeren Charaktere wie in der realen Welt eine Minderheit darstellen, sind sie eher selten sichtbar. Vor allem aber dann, wenn man hinsieht. Sie prägen die Welt, dominieren sie aber nicht. Nicht mehr, nicht weniger. Ein kleiner Farbkleckser in einer bunten Welt.
Zum Thema allgemein: Grundsätzlich find ich die Sichtbarkeit gut, die Medien, Werbetreibenden etc. übertreiben aber massiv und erweisen den Betroffenen einen Bärendienst, vor allem angesichts eines Kulturkampfes, der rechte Kräfte zunehmend erstärken lässt. Netflix schießt ja den Vogel komplett ab und stopft Charaktere auch in Formate rein, in denen sie aufgesetzt wirken (zB. Resident Evil) Hier geht es seit Jahren(!) um Zombies, nicht um Probleme von jungen Lesben. Das wirkt einfach total absurd und übertrieben. Das hätte sicher glaubwürdiger gewirkt, wenn man es sensibel erzählt hätte, aber stattdessen wird oft zum Holzhammer gegriffen. Mehr Repräsentation ist trotzdem vor allem für junge Menschen wichtig, wenn sie queer sind. Aber wenn es so aufgezwungen wird, wirkt es unnatürlich und geht auf die Nerven und im dann wird genau das Gegenteil erreicht.
Und Firmen, die damit sind werben sind ein doppelschneidiges Schwert: Einerseits wird vieles sichtbarer, aber was bringt das, wenn die gleichen Firmen in Saudi-Arabien oder nur Ungarn den Schwanz einziehen? Vor allem wenn viele Menschen davon auch noch genervt sind und Vorurteile dadurch wieder en vogue werden? Das viele Firmen das nicht interessiert, obwohl sie es besser müssten, lässt oft pure Geldmacherei vermuten und wirklich geholfen ist damit niemandem. Mir gefällt die aktuelle Richtung überhaupt nicht und ich fühle mich als betroffene Person überhaupt (!) nicht repräsentiert in dem aktuellen, teilweise hysterischen Trubel. Ich mochte die schleichende, aber immer sichtbarere Akzeptanz, die auf lange Sicht enorme Fortschritt erreichte, viel lieber. Was aktuell passiert, ist ein Desaster und wird allen queeren Menschen extrem schaden, spätestens dann, wenn radikalere Parteien wieder im Aufwind sind.