Coucassi gibt manchmal einige Phänomene aus dem englischen Forum zum Besten wo im Suche/Biete Thread dann häufig folgender Text formuliert wird und der mich immer zum schmunzeln bringt:
Ich suche Leute die coden, pixeln, mappen & zeichnen können. Es wird ein 10 Teile Epos, aufgeschrieben habe ich zwar noch keine einzige Dialogzeile, aber ich will unbedingt kommerziell gehen. Ach ja und ich bin der Boss.
Und das sind nicht immer unbedingt 12 Jährige (oder 14 Jährige), die da gerade mit dem Maker rumhantieren. Da hätte man vielleicht noch die Geduld, um zu sagen, hey, unterschätz mal nicht die Arbeit, die mit allem einher geht. Ich frage mich da häufig, welcher Arbeit diese Leute nachgehen und ob sie in ihrem Leben noch nie ein Projekt verfolgt haben.
Finde alles was Baxeda angesprochen hat sehr gut, mir gefällt auch die Idee mit dem Jam von dir, lieber ChimaereJade. Gibt am Ende gar nicht mehr so viel dazu zu ergänzen (sagte sie und es kam eine wall of text)
Coucassi und ich kennen uns jetzt bald 10 Jahre (wtf) und haben eigentlich genauso lange gemeinsame Projekte am Laufen, und ich würde nochmal kurz auf die eigentliche Ausgangsfrage zurück kehren und mal meine Sicht schildern.
Zunächst einmal: The Mask Behind the Dream mag unser erstes Spieleprojekt sein, aber wir haben einen riesigen Projektfriedhof abseits des RPG Makers:
- Da wäre der Manga über einen Loser, der zum Box-Champion wird
- selbstgedrehte Videos, mit Pokémon die auf Cornflakespackungen aufgeklebt sind und einer Story, bei der immer noch der dritte Teil fehlt
- diverse Shadowrun-Abenteuer, die wir abwechselnd geschrieben haben, bis das rl dann meinte lol nope
Bloß, weil die Projekte nie richtig fertig gestellt wurden, heißt das nicht, dass wir nicht gut als Team zusammen arbeiten, sondern einfach nur, dass wir für keines der Projekte so sehr gebrannt haben wie für TmbtD und für das wir bereit waren, beinahe unsere gesamte Freizeit und Semester-Ferien und eben auch viele, viele schlaflose durchgemachte Nächte zu opfern. Hier würde ich gerne nochmal auf das Thema Zeitaufwand eingehen:
Gerade Anfängern ist häufig nicht bewusst, WIE zeitaufwändig es sein kann, ein Spiel zu entwickeln. Ich will nicht schon wieder den Finger heben und in Altweiberstimme sagen "Das liegt an der schnelllebigen Gesellschaft", denn das ist auch früher ein Problem gewesen, aber heutzutage wird noch mal mehr erwartet, dass ein künstlerisches Werk in wenigen Stunden entsteht und die Arbeitsleistung die dahinter steckt, wird immer weniger gewürdigt. So muss praktisch jede zweite Woche ein neuer Song rauskommen, und dann wird sich über den Qualitätsabfall beschwert.
Ich glaube hier könnte es helfen, wenn Veteranen mal aufzeigen wie lange sie an was sitzen, um ein Verhältnis darzustellen.
(Der gesundheitliche Aspekt des zu lange an etwas Arbeiten ist nochmal ein ganz eigenes Thema, und ich würde ihn erstmal außen vor lassen).
Zurück zum eigentlichen, coucassi und ich konnten aus den vorherigen Projekten schon sehr gut unsere Stärken und Schwächen raus arbeiten.
Eine Schwäche von mir und Coucassi ist zB, dass wir beides Anführer sein wollen und uns einbilden, in einigen Gebieten sehr gut zu sein.
Wir haben die Gebiete also aufgeteilt, in denen wir 70% des Mitspracherechts haben. Natürlich können wir Feedback einholen, aber wenn es nicht explizit vom anderen eingefordert wird, habe ich zB im Grafikbereich das letzte Wort und Coucassi beim coding und der Story. Damit sind wir bisher sehr gut gefahren. Hier ist aber auch einfach eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten gefragt und das wäre auch etwas, was ich von einem neuen Teammitglied erwarten würde.
Genauso wie mündliche Diskussionen, statt schriftlich, spart Zeit und man kann schneller Rückmeldung geben.
Soll nicht heißen, dass es bei uns nicht immer reibungslief abging, alleine schon was das Zeitmanagement angeht, ich bin Monate vorher mit meinen Abgaben fertig, coucassi die Nacht vorher (Keine Wertung an dieser Stelle!)
Als letztes noch:
Ich spiele seit fast 13 Jahren Pen und Paper, überwiegend als Spielerin, aber ich hab auch schon diverse Abenteuer geleitet. Mit meiner Shadowrun-Gruppe haben wir bald 6 Jähriges Jubiläum. Das hat mir unheimlich geholfen, meine Zusammenarbeit in der Gruppe zu stärken und meine Teamfähigkeiten auszubauen. Man lernt, sich zurück zu nehmen, aber auch sich (dank Würfel in Gesellschaftstalenten) von den Argumenten anderer überzeugen zu lassen. Wir stimmen sehr häufig ab und mit meinen SR Jungs haben wir zB auch ein Hörspiel aufgezogen, wo ich dank der Spielrunden genau wusste, wie die anderen ticken. Hat sehr gut geklappt. Deshalb: Nicht nur Game Jam, sondern vielleicht auch generell teambildene Maßnahmen, wie Gesellschaftsspiele, Pen und Paper um ein Gefühl für die anderen zu bekommen.
P.S.
-> da fehlt was im Unterpunkt im ersten Post
P.P.S. Kojote, gibt es eigentlich die Möglichkeit gewisse Beiträge anzupinnen? Teambildung ist ja durchaus ein wiederkehrendes Thema und es es wäre schade, wenn das untergeht in zukünftigen Beiträgen.