@all
Boar, könnt ihr alle genial schraffieren und texturieren! Toll sieht das aus. Das sind tatsächlich die Zeichnungen, die mich hier am meisten beeindrucken. Welche Strichstärke(n) verwendet ihr dazu?
Es ist spannend zu lesen, wie sehr Mangas doch die meisten Zeichner hier im Forum beeinflusst haben. Ich vermute, es liegt daran, dass sie sich auf tiefere und emotionalere Geschichten einlassen als der klassische westliche Comic? Kann es sein, dass ich der einzige bin, der im Laufe seines Werdegangs versucht hat, einen westlichen Comicstil zu imitieren / zu finden?
Wenn ich meinen Krempel so durchblättere, muss ich sagen, dass ich im Vergleich zu euch eher einseitig zeichne. Da ist es gut, dass der Inktober mich mal aus meiner Komfortzone herausreißen wird.
@IanZarewitsch
Danke für den Einblick in deinen künstlerischen Werdegang! Leider werden viele Ausdrucksformen als "Talent" zugeschrieben, das man einfach geschenkt bekommt. Ich habe das absolute Gehör, bin also theoretisch musikalisch sehr talentiert, trotzdem bin ich kein zweiter Mozart geworden. Kunst ist Handwerk, das man lernen kann und zur meisterlichen Beherrschung regelmäßig trainieren muss wie jedes andere Handwerk auch. Aber du hast dich nicht unterkriegen lassen.
Die schottländische Klippe ist ja mal der Oberhammer! Das zu zeichnen muss sehr viele Stunden gedauert haben.
Besonders interessant finde ich, wie du deinen Weg zum Skizzenbuch geschildert hast. Worauf hast du vorher gezeichnet, oder ging es mit den Skizzenbüchern überhaupt erst richtig los? Ich finde die Vielfalt deiner Motive beeindruckend, du bist experimentierfreudig. Sogar Bartimäus ist dabei!
Aaaaahhhh Faquarl war so völlig unerwartet hier zu sehen und ich glaube ich habe auch noch nie bewusst Fanart zu der Bartimäus Reihe gesehen und mir ist nie in den Sinn gekommen, danach zu suchen. Und ich finde, für uncanny Valley ist da noch viel Luft nach oben, ich denke es sind vor allem dass du keine harten Schattenkanten hast, die das Ganze zu weich wirken lassen. Ich mag, ähnlich wie Lyon deinen heutigen Stil auch mehr, aber das ist ja das schöne an der eigenen Zeichenarbeit, das ein stetiger Wandel passiert und meist zum besseren.
Auch Ulfi in reiner Tintenarbeit gefällt mir echt gut!
Der "gute" Faquarl von Sparta, die Geißel der Ägäis, hat unverständlicher Weise nicht so viele Fans, aber ich liebe den Burschen. Ich würde gern mal eine Fanfiction aus seiner Sicht schreiben, bin aber momentan schreibtechnisch ausgelastet.
Dass euch mein neuer Zeichenstil besser gefällt als der alte, beruhigt mich, anders herum wäre es problematisch. Es stimmt, der Stil, in dem ich Faquarl gezeichnet habe, ist "austauschbar", er hat keine Seele. Das sieht z. B. bei Ulfi schon anders aus. Ich bin allerdings immer noch auf der Suche nach "meinem" Stil, das ist alles noch nicht fertig ausgereift, aber immerhin schon besser.
Es ist für mich bewegend zu lesen, dass du nach der langen Krankheit wieder mit Zeichnen angefangen hast. Ich stelle es mir befreiend vor, das erste Mal wieder den Stift zur Hand zu nehmen und den Blick auf das Weiß zu richten. Und natürlich ist es großartig zu hören, dass euer gemeinsames Maker-Projekt bei dir zu einem Übersprudeln von Fantasie und Tatendrang geführt hat, was man dem Spiel auch positiv anmerkt. So soll es sein! Bitte höre nie wieder damit auf.
Rinober
Wow, der Baum und die Streine im Buschwerk! Das sieht echt gut aus. Worum ging es in dem Comic?
Auch dir danke für deinen Einblick! Lustig, wie du und Lyon eure anfängliche "Überheblichkeit" beschreibt und wie ihr heute schmunzend darauf zurückblickt! Das liest sich sehr sympathisch. Magst du was über den Mangakurs erzählen? Das würde mich ja auch reizen, auch wenn ich gar keine Mangas zeichnen will. Aber dabei lernt man wahrscheinlich sehr viel.
Ja genau, das Elbsandsteingebirge ist Teil meiner Heimat. Ich muss ein Stückchen fahren, aber ich habe als Kind dort jedes Wochenende verbracht und in meiner frühen Jugend so manchen Kletterurlaub (bis die Seilschaft sich aus Gründen der Pubertät verzankte). Der Nebel ist im Übrigen wirklich so intensiv, wie dein Lieblingsgemälde zeigt. Schau: Link (nach unten scrollen). Besonders in den frühen Morgenstunden, zu Sonnenaufgang, kann man das Schauspiel bewundern.
Dann hast du ja sogar einen besonderen Bezug zum Setting bzw. den Ortschaften in Saligia.
Kleiner Exkurs:
Das Elbsandsteingebirge war einst das Territorium von Raubrittern. Außerdem war und ist es seit jeher durchzogen von Schmugglerpfaden. Das alles hat mich schon immer fasziniert. Auch ganz "normale" Leute schmuggeln für den Eigenbedarf und für Freunde riesige Mengen an Tschechenkippen oder Benzin über die Grenze. Die Frage: "Fährst du zu den Tschechen?" ist meist der Auftakt für die Bitte, ein paar Stangen Zigaretten mitzubringen, da nicht jeder ein Auto hat. Die legalen Obergrenzen werden eigentlich jedes Mal überschritten. Die Profis schmuggeln dann die heikleren Sachen, auch das findet täglich statt, teils mit dem Auto, teils über die grüne Grenze, die aufgrund der Landschaft nicht zu kontrollieren ist. Es gibt hier sogar ein Schmugglerbier. Mit dieser Alltäglichkeit des kleinen und großen Schmuggels bin ich aufgewachsen. Die Tschechen kochen übrigens sehr lecker, was ein besserer Grund ist, mal über die Grenze zu wandern oder zu fahren, alles ist sehr urig bei denen.
Man hat hier diese herrliche Landschaft, in der es noch viele wilde und einsame Ecken gibt, besonders in Richtung Böhmische Schweiz, man atmet beim Wandern durch die tiefen Schlüchte nicht nur die feuchte, moosig riechende Luft, sondern auch die tiefe Geschichte und das bis heute bestehende unsichtbare Netzwerk. Das alles ist sehr faszinierend. Namen wie "Hinteres Raubschloss" zeigen noch sehr deutlich, was da alles geschah, auch wenn die Raubritterburgen leider alle geschleift wurden. Man findet nur noch Fundamente.
Das alles hat mich zu Saligia inspiriert. Bonus für die Geschichtsnerds:
Googelt mal nach Morava/Moravia/Mährereich. Von dieser interessanten Großmacht hört man ja leider im Geschichtsunterricht nichts. Auf der Karte sieht man, dass Sachsen und Tschechien mal eins waren. Auch viele Ortsnamen verweisen darauf, dass Sachsen in weiten Teilen einst slawisches Siedlungsgebiet war:
"Der Name Dresden ist slawischen Ursprungs und geht auf die rechtselbische westslawische Siedlung Drežďany zurück, deren Name vom slawischen Wort drežga „Sumpfwald“ abstammt und somit Sumpf- oder Auenwaldbewohner bedeutet. Auf Sorbisch heißt die Stadt bis heute Drježdźany (tschechisch Drážďany)."
(Quelle)
Wie seid ihr zum Zeichnen/Malen gekommen?
Stahlhelm aufsetzen, hier kommt eine Wall of Text!
Das begann, seit ich einen Stift halten kann. Ich habe nie wieder aufgehört, auch wenn der Fokus zwischenzeitlich immer mal wieder mehr in Richtung Schreiben wandert.
Ich zeichnete viele Jahre intuitiv und habe erst sehr spät angefangen, mich mit den technischen Aspekten zu befassen. Mir ging es wie Ian, ich hatte zwar irgendwelche Bücher geschenkt bekommen, aber daraus nichts gelernt. Das änderte sich mit einer fetten Schwarte namens Hogarth's Zeichenschule, die ich in einem Antiquariat fand. Das Buch nutze ich bis heute und es ist auch das einzige. Aufgrund der horrenden Erfahrungen mit anderen Zeichenbüchern traue ich mich aus Geiz nicht mehr, diese zu testen und nutze lieber das Internet, wenn ich technisch etwas vertiefen möchte.
Mit 17 oder so hat meine Mutter mich zu einem Kurs in Aktmalerei auf der Kunsthochschule angemeldet. Ich habe mich dabei gelangweilt, weil 3 Stunden lang Totenstille herrschte, niemand sprach und auch keine Musik lief, aber sehr viel gelernt. Ich hätte mir nur gewünscht, dass uns erlaubt würde, wenigstens ein "ordentliches" Bild zu malen, an dem man sich auch mal die 3 Stunden mit feinen Pinseln an den Details aufhalten darf, aber wir wurden zur grob gepinselten "Fließbandarbeit" angehalten mit ständig wechselnden Farben und Perspektiven. Ich lernte sehr viel, aber keines der Bilder (falls ich sie noch hätte) wäre "schön" und vorzeigbar. Sie hatten alle den Charakter von stark abstrahierten Farbstudien. Sehr gern würde ich mal einen Kurs in klassischer Malerei besuchen. Meinetwegen sogar mit Stillleben und Blumen.
Das Malen mit Farbe fordert immer viel Platz, auch für die voluminösen großformatigen Resultate, und ist auch nicht ganz preiswert. Spätestens als dann ein Hund einzog, der anfangs alles annagte, musste das Malzeug immer ordentlich versteckt werden und nichts durfte rumstehen. Darum bin ich wieder zu Tinte, Kugelschreiber, Buntstift und Bleistift zurückgekehrt. Copics fand ich auch toll, sie sind mir aber zu teuer und die preiswerten Alternativen haben für mich nichts getaugt. Darum blieb das ein kurzer Exkurs.
Irgendwann kam die digitale Malerei dazu, anfangs noch mit GIMP und der Maus, später auch mit Grafiktablet, Artrage und Photoshop. Jedoch benutze ich die Zeichenprogramme bis heute vorrangig, um meine handgezeichneten Werke zu colorieren. Direkt am PC zu malen fällt mir aufgrund der Rutschigkeit des Grafiktabletts schwer und macht mir auch keinen Spaß. Ab und zu übe ich es mal, mag es aber nicht sonderlich.
Mein erstes Skizzenbuch habe ich mit Mitte zwanzig begonnen, davor zeichnete ich auf Kopier-Papier, dass in fette Ordner wanderte. Seit 2021 bin ich treuer Verwender der Moleskines. Zudem bin ich beim Zeichnen wie in Sachen Notizen auf wasserfeste Tinte umgestiegen, nachdem ich mir mal eine Tasse Tee über mein Bulletjournal mit all meinen wichtigen Aufzeichnungen gekippt habe. Auf die Tasse Tee auf dem Schreibtisch will ich nicht verzichten.
Dass der Maker die Ausdrucksformen von Bild und Wort zu verbinden mag und sogar eine klangliche Komponente hinzukommt, ist einfach phänomenal, das war für mich eine regelrechte Offenbarung! Für mich sind Spiele in erster Linie eine Form von Kunst, eine besonders lebendige und vielseitige, da man den Schwerpunkt je nach Vorliebe legen kann: auf technische Finesse und ausgefeilte Mechaniken, auf die Optik oder auf die Story.
Was hat euch durchhalten lassen?
Der Drang zu zeichnen entspringt einem Gefühl tiefer innerer Notwendigkeit. Ich muss mich eher zwingen, nicht zu oft zu zeichnen, da Zeit endlich ist. Da ich dafür am Schreiben sparen muss, ist das manchmal ein innerer Kampf. Im Zweifelsfall geht er jedoch meist zugunsten des Schreibens aus.
Seid ihr extrovertiert oder eher zurückhaltend mit euren Werken umgegangen?
Eher extrovertiert, vor allem im Umgang mit anderen Kunstschaffenden. Ich war nie ein Einzelgänger und habe Spaß am fachlichen Austausch. Tatsächlich habe ich auch noch nie ein Problem mit konstruktiver Kritik gehabt, sondern diese im Gegenteil händeringend gesucht, da ich lernen wollte. Im Gespräch mit anderen, insbesondere, wenn sie besser sind als ich, lerne ich am besten (Schwarmintelligenz). Ich empfinde es auch nicht als Angeben, wenn jemand seine Werke präsentiert, sondern als Einladung zum Austausch.
Wie hat euch euer Umfeld in der Sache wahrgenommen?
Meine Eltern fanden die Motive und Themen blöd. Ich weiß nicht, wie oft ich gehört habe, dass ich "mal was Schönes" zeichnen soll. Das fand ich allerdings langweilig. Ich wollte Fantasiegestalten umsetzen und daraus schöpfte und schöpfe ich auch meine Motivation. Deswegen haben sie mir vielleicht den Kurs ermöglicht. Den Kunstunterricht in der Schule fand ich furchtbar. Als ich ein zusammengeknülltes Blatt Papier abzeichnen sollte, hätte ich fast geweint. Meine Reaktion auf das Thema "Landschaft" war dann obiges Atomkraftwerk.
Meine Mitschüler freuten sich regelmäßig über mein Comic-Gekrakel auf den Arbeitsblättern, da es den Schulalltag versüßte. Im Deutsch-Leistungskurs habe ich neben einer Schülerin gesessen, die nicht nur den gleichen Nachnamen hatte, sondern auch begeistert an ihrem ersten Manga arbeitete. Das hat mich damals sehr beeindruckt. Obwohl wir ununterbrochen gequatscht und im Unterricht gezeichnet haben, waren wir die zwei leistungsstärksten Schüler im Kurs.
Und warum seid ihr heute so geil?
Ich bin Kruppstahl-Bax und habe Eier aus Stahl.