Grundsätzlich ist es erstmal ziemlich einfach sich eine Geschichte auszudenken. Und jede Person geht anders an die Sache ran. Die einen skizzieren erstmal eine ganze Welt und das Universum dazu und platzieren dann ihre Geschichte darin. Andere schreiben, mit einer groben Idee im Hinterkopf, einfach drauf los. Und wieder andere (so wie ich :P), schreiben eine grobe Idee auf und formen dann eine Geschichte und die Welt, in der sie spielt, drumherum.
Deswegen gibt es vermutlich keine Herangehensweise, die für alle gleichermaßen funktioniert. Jeder Mensch tickt anders und Kreativität ist schwer zu steuern. Deswegen muss man, wenn man denn will, einfach experimentieren und Erfahrungen sammeln. Und ich will einfach mal meine Herangehensweise beschreiben.
Eine interessante Idee finden
Denn eine Geschichte für ein RPG braucht mehr als eine gute Idee. Sie braucht Raum, um darin Charaktere und auch deren Geschichten unterzubringen. Es braucht einen roten Faden, der alles logisch miteinander verbindet. Und viele Spielmechaniken sind idealerweise auch in dem Universum des Spiels integriert. Allem voran muss sie aber interessant sein. So interessant, dass Spielerinnen bereit sind viele Stunden ihrer Freizeit dafür zu investieren.
Interesse wecken und gute Geschichten schreiben sind zwei Paar Schuhe. Ich bin allerdings der Meinung, dass sich eine gute Geschichte immer in wenigen Sätzen zusammenfassen lassen sollte und trotzdem noch Interesse weckt. Deswegen gehe ich auch so an eine Idee ran. Wenn sie innerhalb ein paar weniger Sätze schon interessant klingt, dann habe ich auch das Gefühl, dass es die Zeit wert ist weiter daran zu werkeln.
Ich hatte oft schon Ideen im Kopf, die dort super geklungen haben. Aber wenn ich sie genauso aufgeschrieben habe (also in 1-2 Sätzen) klangen sie einfach nur noch doof. Es macht wirklich einen riesigen Unterschied, ob du sie nur im Hinterkopf hast, oder, sie auch selbst mal aufgeschrieben hast.
Was braucht eine Geschichte
Es ist ganz einfach. Sie braucht einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende. Klingt vielleicht ein bisschen albern, aber mir ist es selbst schon passiert, dass ich gar nicht wusste, wie die Geschichte ausgehen soll. Und man kann es auch oft bei anderen Hobbyautoren beobachten, dass sie einfach drauflos schreiben und gar kein Ziel haben.
Und die zentralen Figuren einer Geschichte brauchen eine Motivation, um vom Anfang bis zum Ende zu kommen. Im mittleren Teil der Geschichte ändert sich in der Regel etwas, um den Spannungsbogen noch mal nachzuspannen.
Idee ausarbeiten
Meine Vorgehensweise sieht mittlerweile wie folgt aus:
Ich habe eine Idee und schreibe sie auf. Meistens ist die erste Idee, die mir kommt, ein Szenario. Also Protagonist muss irgendwas machen, weil irgendwas passiert ist.
Ich spinne jetzt mal spontan irgendeinen Quatsch zusammen:
„Des Protagonisten Hündin wird von Außerirdischen entführt. Nun macht er sich auf den Weg sie zu retten.“
Ganz plump. Aber wir haben den Anfang. Und am Ende soll die Hündin natürlich vor den fiesen Außerirdischen gerettet werden.
Als spannenden Story-Twist könnte man sich jetzt überlegen, dass offensichtliche Ende zu ändern. Also in der Mitte findet der Protagonist das UFO. Die Aliens zeigen sich einsichtig und sind eigentlich voll cool drauf. Sie haben jedoch keinen Treibstoff mehr. Deswegen geht der Protagonist gemeinsam mit seiner Hündin Treibstoff auftreiben.
Hieraus ergeben sich ja auch schon ein paar Sachen. Und ich kann schon was skizzieren.
Hündin wird entführt
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Außerirdische zeigen sich einsichtig, geben geliebte Hündin zurück und brauchen Treibstoff
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Außerirdische bekommen Treibstoff und fliegen nach Hause
An dem Punkt fange ich dann auch direkt an kleine Charakterportraits zu schreiben. Alter, Name, Aussehen und etwaige Eigenheiten. Bei zentralen Figuren auch eine kleine Geschichte, was vor den aktuellen Ereignissen passiert ist.
Und dann fülle ich die Lücken, zwischen den drei Punkten. (Und würde dann wieder die Lücken zwischen den einzelnen Punkten füllen, bis es so viel ist, dass man daraus eine Geschichte schreiben kann.)
Was macht der Protagonist? Geht erst mal zur Polizei und schildert denen, was passiert ist. Die lachen ihn natürlich aus. Also muss er auf eigene Faust losziehen. Er hat aber kein Fahrzeug. Deshalb geht er zu einem Freund. Der hält ihn auch für bescheuert, hat aber Zeit und Lust auf ein Abenteuer und hilft ihm deswegen aus. (Dann lege ich ein kleines Portrait für seinen Freund an)
Irgendwann finden sie das UFO. Dann kommt der Mittelteil. Und die Lücke zwischen Mitte und Ende muss auch noch gefüllt werden.
Und spätestens hier merke ich dann zwei Sachen. Zum einen hätte ich jetzt keine Idee wie sie herausfinden welche Art von Treibstoff die Aliens brauchen, und wie sie genug davon auftreiben könnten, um das UFO zu füllen.
Die zweite Sache, die mir hier auffällt, ist, dass das alles eher eine Geschichte für ein Point and Click-Adventure wäre als für ein JRPG. Wo könnte man hier Gegner und Bosskämpfe einbauen? Wie könnte man tolle Schwerter und Äxte einbauen? Und solche Sachen. Natürlich, wenn man möchte, kann man auch ein Adventure im RPG Maker bauen. Gibt es ja auch zahlreich. Aber die Geschichte gibt meiner Meinung nach nicht genug her, um damit ein RPG-Abenteuer zu bauen.
Charaktere entwickeln
Dennoch will ich einfach mal das obige Beispiel nutzen, um zu zeigen, wie ich Charaktere noch weiter ausbauen würde. Zum Beispiel könnte man die Eingangsszene etwas detaillierter beschreiben. Eine langweilige Beschreibung würde so aussehen:
„Der Spieler beginnt im Bett und schaltet seinen Wecker aus. Danach macht er sich sein Frühstück und geht ins Bad. Nach dem Zähneputzen hat er Lust ein Kartenhaus zu bauen, wie jeden Morgen. Aber es fällt zusammen, Ohje! Das ist ihm seit 10 Jahren nicht mehr passiert. Damals lag es allerdings an der ungenauen Stanzung des billigen Kartendecks, dass er aus China bestellt hat, um ein bisschen Geld zu sparen. Denn zu der Zeit hatte er eine ziemlich hohe Wasserrechnung und die musste bezahlt werden…“. Naja, ihr wisst, worauf ich hinauswill. Einfach spontan runtergeschrieben, was warum passiert und einfach ein paar Details mit aufgenommen. Ob sie da gerade Sinn machen oder nicht.
So ein Detail wie die Sache mit der Wasserrechnung und dem Kartendeck würde ich dann im Charakterportrait als Randbemerkung notieren. Könnte man dann später für einen kleinen Gag oder so verwenden. Oder solche Details einfach später nutzen, um Dialoge mit ein paar Charakterzügen auszuschmücken.
Kondensiert würde ich die Szene dann aber so beschreiben: „Als der Protagonist gerade sein allmorgendliches Kartenhausbauritual vollzieht, und sein Häuschen durch ein Beben kollabiert, sieht er ein UFO über seinen Garten schweben. Außerirdische entführen gerade seine Hündin und er macht sich nun auf, um sie vor ihren fiesen Experimenten zu retten.“ Damit hätte ich dann eine kleine Beschreibung, die das Spiel beschreibt, ein bisschen über den Protagonisten und wo die Reise hingeht.